Vereinshistorie
Von der Gründung bis 1945
Nach der Gründung des Deutschen Schützenbundes im Jahre 1861 wurden auch in verschiedenen Orten unserer Heimat Schützenvereine gegründet. So ist die Gründung eines Vereins in Herbstein mit Datum 5./6. Juli 1863 dokumentiert.
Die früheren Vereine unterschieden sich jedoch erheblich zum heutigen Kennzeichnungsbild. Sie waren meist aus Soldatenvereinigungen entstanden, wohingegen der heutige Schützenverein vom sportlichen Gedanken geprägt ist.
Erstmals Steinbergfeier im Jahre 1963
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges blieb jegliches Schießen untersagt. Erst ab 1923 fanden sich wieder Männer zusammen und widmeten sich dem Schießsport.
Viele Neugründungen fallen in diese Jahrzehnte.
Das Adelsgeschlecht der Herren „Riedesel, Freiherren zu Eisenbach“ ist bis in die heutige Zeit eng mit dem Schützenverein Angersbach verbunden. So ist Erbmarschall Kraft Riedesel F.z.E. der heutige Ehrenvorsitzende des Vereins.
Steinbergkönig Georg Ruhl mit Rittern.
(J. Rey, E. Schad, F. Eichenauer, G. Ruhl, Kraft Riedesel, F. Wahl)
In der Jagdhütte des Barons Albrecht Riedesel am Steinberg fanden sich am Himmelfahrtstag im Jahre 1923 fünf Männer zusammen, die den Verein gründeten. Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich 30 Schützen zusammen und nahmen, unter dem Vorsitz von Karl Keitzer, den Schießbetrieb in einer Lehmgrube bei der Helmesmühle und im Saal des Gasthauses „Zum Löwen“ auf.
Vorbereitung für die Teilnahme an einem Festzug in den 50er Jahren
Ein reges Vereinsleben setzte ein. Mit der bereits damals in Eigenleistung errichteten Übungsstätte verbesserten sich die Leistungen der Schützen und somit der Mannschaften ganz erheblich. So konnten neben wiederholten Kreismeisterschaften auch Bezirks- und Landesmeisterschaften gewonnen werden.
Der Beginn des 2. Weltkrieges beendete das Vereinsleben. Leider wurden dadurch auch die Vereinsunterlagen vernichtet, so dass aus früheren Zeiten keine Dokumentation möglich ist.
Erbm. Kraft Riedesel F.z.E. zeichnet den Steinbergkönig A. Herber aus
Nach 1945 wurde das Schießen von den Siegermächten verboten. Viele Waffen, darunter manches wertvolle Stück, mussten abgeliefert werden. Alle Kleinkaliber-Stände wurden ausgeplündert und mancher Stein fand anderweitige Verwendung.
Die Zeit der Neugründung
Erst 1950 wurde das Schießen mit dem Luftgewehr wieder erlaubt, weitere
Lockerungen folgten. Im Jahre 1951 schlossen sich die Schützenbruderschaften und Vereine zu einzelnen Landesverbänden zusammen.
Vorsitzender und Kreisschützenmeister Friedrich Eichenauer
bei der Siegerehrung
In einem Festakt am 18.11.1951 in Köln wurde der Deutsche Schützenbund wieder ins Leben gerufen. Nun war die Zeit gekommen, in der viele ehemalige Schützen wieder zusammentraten und Vereine neu gründeten, um an alte Schützentraditionen anzuknüpfen.
In Angersbach kam es im Jahre 1953 zur Neugründung des Vereins. Der alte Schießstand existierte nicht mehr, war zerstört und zum Schuttplatz geworden. Deshalb wurde am Sonnberg mit den geringen finanziellen Mitteln der Mitglieder, aber mit viel Idealismus, persönlichen Opfern an Zeit und Material, der neue KK-Schießstand errichtet und 1954 eingeweiht.
Mitglieder der damaligen Theatergruppe
Der Verein wurde beständig aktiver und veranstaltete jährlich sein bekanntes Schützenfest. Die in den Wintermonaten aufgeführten Theaterstücke förderten sein Ansehen. Das Schießen mit Luftdruckwaffen wurde in den Folgejahren in den Räumen der Gaststätten „Zum Löwen“, „Zum Stern“ und „Keller“ ausgeübt. Dort wurden auch Preisschießen veranstaltet.
Fahnenweihe 1977 im Saal der Gastwirtschaft „Zum Löwen“
Der damalige 1. Vorsitzende des Vereins, der unvergessene Friedrich Eichenauer, bekleidete sogar das Amt des Kreisschützenmeisters von 1962 bis 1968.
Im Jahre 1963 rief der heutige Ehrenvorsitzende, Erbmarschall Kraft Riedesel, das jährliche „Steinbergtreffen“ ins Leben. Am idyllischen Blockhaus am Steinberg treffen sich jährlich am Himmelfahrtstage die Mitglieder, um ihren „Steinbergkönig“ zu feiern. Längst hat sich dieser Tag als Publikumsmagnet für die Bewohner der umliegenden Gemeinden entwickelt, die interessiert den Schützen zusehen.
Da der Kleinkaliber-Stand 1963 behördlich geschlossen und kein geeignetes Gelände für den Neubau vorhanden war, verlagerte sich der Schwerpunkt auf das Schießen mit Luftdruckwaffen.
Ein Stand konnte in einem Nebengebäude des Gasthauses „Mendler“ errichtet werden.
Im Jahre 1971 erfolgte die Gründung einer Bogenabteilung, die allerdings nicht lange Bestand hatte. Das 50-jährige Jubiläum wurde, gemeinsam mit dem Verein der Vogelfreunde, mit einem großen Fest begangen.
Jakob Weinheimer
Eine eigene Vereinsfahne konnte 1977 mit Hilfe von vielen Spenden erworben werden. Besonders der 1. Ehrenvorsitzende des Vereins, Jakob Weinheimer, hatte sich sehr engagiert und unermüdlich eingesetzt. Die Fahne wurde durch die kirchlichen Würdenträger feierlich geweiht, die Patenschaft übernahm die Schützenabteilung der Sportgemeinschaft Landenhausen.
Der Wunsch zu neuen Zielen
Der Wunsch, einen eigenen Schießstand zu erhalten, konnte mit dem Neubau des Feuerwehr-Gerätehauses im Jahre 1982 verwirklicht werden. Unter Förderung von Sportbund und Gemeinde, aber auch mit erheblicher Eigenleistung des Vereins (der gesamte Innenausbau wurde eigenhändig von den Mitgliedern ausgeführt), entstand im Keller des Gerätehauses eine neuzeitliche Sportanlage mit acht Schießbahnen und einem Aufenthaltsraum. Regelmäßig renoviert der Verein in Eigenleistung den Stand, um die Sicherheit zu gewährleisten und damit sich jeder wohl fühlt.
Die Scheibenzuganlage wurde im Jahr 1994 erneuert.
Teilnahme an einem Festzug
Heute nehmen etwa 30 Schützinnen und Schützen am regelmäßigen Sportschießen mit Luftgewehr und Luftpistole teil. Der Verein hat einen festen Platz im Schützenkreis Lauterbach.
Zahlreiche Siege bei Rundenwettkämpfen und Kreismeisterschaften, in Mannschafts- und Einzelwettkämpfen, die Teilnahme an Gau- und Hessischen Meisterschaften belegen die sportlichen Erfolge des Vereins.
Regelmäßig werden Preis- und Pokalschießen durchgeführt, die auch für die Bevölkerung, Vereine und Gruppen offen sind und Zuspruch finden. Jährlich wird die Königsfamilie (Schützen – Damen – Jugend) ausgeschossen und der König zu Hause abgeholt. Der Verein besitzt für alle Titelklassen eigene wertvolle Ketten. Die Kette für die Schützen stammt aus dem Jahre 1930. Jeder Titelgewinner bringt daran eine Plakette an, so dass heute noch unvergessene Namen verewigt sind.
Das Schießen mit dem Kleinkaliber-Gewehr wurde im Jahre 1992 wieder aufgenommen. Da kein eigener Stand vorhanden ist, wird diese Sportart auf dem Schießstand in Stockhausen ausgeübt. Auch der Patenverein aus Landenhausen nutzt diesen Standort.
Für die ferne Zukunft wäre es zu wünschen, dass beide Wartenberger Vereine einen gemeinsamen KK-Stand betreiben können.
„Die Förderung der Jugend zur gemeinsamen Sportausübung und das gesellschaftliche Miteinander im Verein sind vorrangige Ziele, für die sich die Mitarbeit lohnt. Der Verein freut sich deshalb auf jedes neue Mitglied.“
Mit diesen Worten endete der Bericht des damaligen ersten Vorsitzenden Hartmut Gohlke anlässlich des 75-Jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1998.
Die Zeit ist nicht stehen geblieben, zehn weitere Jahre sind vergangen und auch beim Schützenverein hat sich so manches geändert.
Festzug am Kreisschützenfest 1998 in Angersbach
Die Kleinkaliber-Mannschaft geht gemeinsam mit den Schützen aus Landenhausen an den Start, und auch im Bereich des Schützennachwuchses besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Landenhausener Schützen. Schüler, Jugend und Junioren stellen ebenfalls gemeinsame Mannschaften.
Zusätzlich bieten wir seit einigen Jahren Tages- und auch Wochenendfreizeiten für die Jugendabteilung an. Mal ist es eine Kanutour auf der Fulda oder aber es wird ein komplettes Wochenende mit Camping, Lagerfeuer und allem was dazu gehört durchgeführt.
Teilnehmer des Jugencamps 2006
Diese Freizeiten werden immer gemeinsam mit der Landenhausener Schützenjugend durchgeführt und stellen einen Höhepunkt im Jahresablauf der Jugendschützen dar. Auch der Schießsport kommt dabei nicht zu kurz.
Früher war es immer ein Geheimnis, wer denn nun die Königswürde des Schützenvereins Angersbach errungen hatte. Dieses Geheimnis wurde erst gelüftet, wenn man zusammen mit dem alten König den neuen Schützenkönig zu Hause abholte. Das hat sich geändert.
Damenkönigsfamilie 2004 (C. Keipp, D. Wörner, C. Wienold)
Beim Adler-Schießen auf Krone, Zepter und Apfel wird der neue König unter den Augen der immer zahlreicher werdenden Zuschauer direkt ermittelt. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass beim Königsschießen des Schützenvereins etwas los ist und dass auch Gäste immer willkommen sind.
Hartmut Gohlke, Friedhelm Wahl